7/22/2013

Und weg war sie


Oben auf der Ausblickterrasse sieht man die vielen Flugzeuge, die gerade dabei sind zu starten oder zu landen. Man hört die Motoren, wie sie immer lauter werden. Die Triebwerke drehen sich immer schneller. Menschen steigen in und aus den Flugzeugen. Autos transportieren die vielen Koffer zu den Flugzeugen. Die Flugpassagiere schauen ein letztes Mal zurück, in der Hoffnung, dass irgendwo am Fenster ihre Verwandten stehen, die ihnen zuwinken und steigen dann ins Flugzeug.
Im Flughafen selbst ist viel los. Menschen laufen durch den Flughafen, um zum richtigen Schalter zu kommen. Es wird gerempelt, geschupst, um nicht den Flieger zu verpassen. Man hört Kinder schreien und Durchsagen: " Sehr geehrte Fahrgäste des Fluges X, bitte begeben Sie sich zum Schalter Y. Das Flugzeug startet in wenigen Minuten." (oder so ähnlich). Man sieht Freudentränen bei denen, die ankommen. Es wird umarmt und gelacht. Ein Mann hat Freudentränen in den Augen, weil er nach Langem seine Freundin endlich wiedersieht. Als Geschenk hat er einen großen Blumenstrauß in der Hand und ist einfach nur überglücklich, seine Freundin endlich wieder in die Arme schließen zu können. Auf der anderen Seite klammern Kinder an ihrem Vater, weil er auf Geschäftsreise muss. Sie wollen nicht, dass er geht. "Papa, bitte blei. Wir wollen nicht, dass du gehst." In 3 Wochen ist er wieder zurück. Man sieht Eltern weinen, weil plötzlich ihre eigenen Kinder, die doch vor kurzem noch in die Grundschule gingen, jetzt 19, erwachsen und unabhängig, ins Ausland gehen. Work & Travel. Aupair. Oder doch zum Studieren?! Aus den kleinen Kindern sind auf einmal erwachsene Menschen geworden, die einen neuen Lebensabschnitt beginnen. Plötzlich stehen sie auf eigenen Beinen, müssen ihr Leben selbst in die Hand nehmen. In den Köpfen der erwachsen gewordenen Kinder sind Gedanken wie: "Endlich Freiheit. Partyyy!" "Werde ich es schaffen? Ohne meine Eltern klarzukommen?!" "Wie sehr ich meine Familie und Freunde vermissen werde." "Wenn ich wiederkomme, wird dann alles wieder so wie vorher?!"
 
Heute ist der Tag der Abreise von Beccx. Beccx, meine Zwillingsschwester. Mein Ein und Alles. Mein Leben. Beccx, zu der ich ins Bett gekrochen kam, wenn es mir nicht gut ging und die mich fest in den Arm genommen hat und mich tröstete. Vorkurzem gingen wir noch zusammen in den Kindergarten. Spielten mit Barbie und Playmobil. Wir stritten darum, wer die gelenkige Barbie (okay Jungs, das müsst ihr jetzt nicht verstehen. Nein, wir sind nicht irre, das war normal. Das war Mädchenkram, haha) haben durfte und wer den Ken. Keiner wollte den abgeben, doch am Ende kamen wir zu einer Entscheidung, mit der wir beide irgendwie leben konnten, auch wenn es vorher Zickenkrieg gab und unendliche Tränen flossen (einfach den Kopf des Kens abreißen, so hatte keiner was von ihm und wir müssen nicht um ihn streiten! haha). Und jetzt fliegt sie für 13 Monate nach Boston. In meinem Kopf, Gedanken wie: "Was mache ich nur ohne dich jetzt?!" "Wird sie mir schreiben?!" "Wer färbt mir jetzt bloß meine Haare?!" (Dazu müsst ihr wissen, ich bin nicht von Natur aus rothaarig, meine Schwester durfte mir alle 4 Wochen den Ansatz nachfärben, weil mir das beim Friseur allmählich zu teuer wurde und ich auch zugeben muss, ich bin zu faul geworden, um zum Friseur zu gehen. Ich weiß, es gibt Auto, Bus oder Rad, aber 1. spare ich so Geld (davon kann ich mir dann wieder die nächste Vogue, Grazia,uvm.. kaufen) und 2. meine Schwester kann es einfach am besten und geht dabei sogar ganz liebevoll mit meinen Haaren um als die Friseure. Morgens um 9 (okay ihr denkt jetzt wahrscheinlich, ich bin bekloppt?! Wer steht bitte schon so früh auf, um zum Friseur zu gehen, ABER ich bin Frühaufsteher! Ich kann nicht lange schlafen. 9 Uhr ist bei mir Ausnahme. Okay mittlerweile schlafe ich doch schon gerne mal länger, um 10 bin ich spätestens aufgestanden, aber für den Friseur bin ich gerne um 8 aufgestanden, damit ich um 9 als Erste auf der Matte stand und sofort drangenommen wurde.) folgende Sätze hören zu müssen, verdarb mir oft meine Laune: " Oh deine Haare sind aber trocken. Die musst du unbedingt pflegen! Was benutzt du für die Pflege deiner Haare?!" Haha ich kaufe mir ja auch gar nicht schon die besten Produkte , Feuchtigkeitsshampoo und  -Kuren, dann noch Haarmasken und noch so Feuchtigkeitssprays. Alles nur damit es meinen Haaren fabelhaft geht. Das sind mir meine Haare auch wert, nachdem ich die nach meinen feuerroten Haaren, dafür wurden die blondiert (Rate ich keinem das zu machen! Ihr werdet es bereuen! Eure Haare sind danach wie Stroh!!) total ruiniert habe. Und ich weiß auch selbst, dass meine Haare schon von Natur aus trocken sind, weil ich Locken habe. Oder ich darf mir Sätze anhören wie: "Oh deine Spitzen sind aber schon sehr kaputt. Wie lange hast du die denn schon nicht mehr schneiden lassen?!" (kennt glaube ich jeder, oder?) Hallo?! Ich möchte lange Haare wieder haben! Und wenn ich die schneiden lasse, schneidet ihr doch eh nur zu viel ab und dann kann ich wieder lange drauf warten, bis die ansatzweise wieder so lang sind, wie ich die vorher hatte! Wieso zum Friseur gehen, wenn ich Beccx habe?! Von ihr bekomme ich nicht solche Sprüche zu hören! Na ja, wo war ich eigentlich stehen geblieben? Ah ja, was mir jetzt so durch den Kopf geht... "Oh, sch***e, wie sehr ich sie vermissen werde." Meine Schwester. Meine wichtigste Person. Mein Ein und Alles. Einfach mein Leben. "Was mache ich nur ohne dich?!" Der Tag kam schneller, als gedacht und ich mir erwünscht hatte. Vor einer Woche hatten wir gerade mal unseren Abiball und jetzt fliegt sie plötzlich. Heute, 22.7.2013. Um 13Uhr ging ihr Flieger. In wenigen Stunden kommt sie an. Hoffentlich verlief alles super und sie ist glücklich dort drüben (okay wer ist schon nicht glücklich in der USA?!). Plötzlich trennen uns 1,926miles voneinander. 1,926miles, die von heut auf morgen das komplette Leben auf den Kopf stellen. Unglaublich, wie sehr nur so eine einfache Zahl dein ganzes Leben verändert.. 1,926 miles.
Nat

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